Szenen einer (Fast)Ehe

Herr Sartre stritt mit Frau Beauvoir
an einem Samstag in der Bar.
Das heißt, er trank mehr daß er sprach,
was klar an ihrem Sprachfluß lag,
der flugs von Emanzipation
wechselte in schrillstem Ton
zum Sein an sich und zu Babette,
mit der stieg Paul zur Zeit ins Bett.
Simone war das gar nicht recht,
doch sie verbarg es, wenn auch schlecht,
weil man vertrat Polygamie,
wenigstens in der Theorie.
Sartre sah, wie sie sich wand,
was er ziemlich nervig fand.
Dann fiel ihm die Zeche ein,
die später wollt beglichen sein.
Schnell schlug er eine Parenthese,
zum schieren Nichts in seiner Börse.
Und sprach, "Verzeih mir, mon ami,
Babette, echt jetzt, die liebt´ ich nie."
Und die Beauvoir, die dumme Nuß,
verzieh ihm gleich mit einem Kuß.
Sartre trank erleichtert weiter,
der Abend endete recht heiter.

Der Ekel

Sartre saß nun schon seit Wochen
eine Grippe in den Knochen.
Der Kopf war schwer, die Nase troff,
nichts half, was immer er auch soff.
Kein Kräuterschnaps, kein Kandissud,
klar war nur, ihm ging´s nicht gut.
"Hussssserl", nieste er zum Frühstück,
"HaNiezschschte" bellte er am Tag,
"Heidegggger" röhrte es am Abend,
Er wußte nicht woran es lag.
Da brachte ihm Sportsfreund Camus,
eine Tasse Hühnerbrüh
samt der verblüffend schlichte These,
dass er einfach zu viel lese.
Sartre dachte, kann das sein,
und ließ Bücher Bücher sein.
Prompt fühlte er nach ein paar Stunden
den Denkerkorpus schwer gesunden.
Das hielt er aus drei Tage lang
dann fühlte er sich richtig krank.
Aus seiner Stub drang Donnergrollen,
der Philosoph ging in die Vollen.
Schuf hustend und im Fieberwahn
den neuen Existenzroman.
Er hieß, nehmt es als Menetekel,
schlicht und einfach Sartres "Ekel".

 

Michael Quasthoff

Seitenanfang top